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Autor: (steine-und-minerale.de) | Letzte Aktualisierung: 05.04.2024


Weißer Topas

Weißer Topas - Eigenschaften, Entstehung und Verwendung

englisch: white topaz | französisch: topaze blanche


Topas
Weißer Topas

Weißtopas – Topas in der reinsten Form

Der Name Weißtopas bezieht sich sowohl auf die Farbe des Minerals wie auch indirekt auf die Herkunft. Die frühesten Beschreibungen von Topasen stammen aus der Feder des Gelehrten Plinius des Älteren (23/24 bis 79 n. Chr.), der in seinen Aufzeichnungen die grünen Steine der Insel Topaxin beschrieb. Topaxin ist heute unter der Insel Zebirget im Roten Meer bekannt.

Trotz dessen, dass Weißtopas schon lange bekannt ist, wurde der farblose Edelstein immer wieder mit Diamanten verwechselt - nicht zuletzt aufgrund der Reinheit des Edelsteins. So stellte sich der in der Welthauptstadt des Edelsteinabbaus – Minas Gerais in Brasilien – im Jahr 1798 entdeckte Braganza-Diamant als weißer Topas heraus. Und auch heute noch wird das Mineral mit Diamanten verglichen.




Eigenschaften von Weißtopas

Weißtopas ist mit der chemischen Zusammensetzung Al2(F,OH)2SiO4 ein Vertreter der Mineralklasse der Silikate.

Weißtopas kristallisiert dem orthorhombischen Kristallsystem folgend und bildet prismatische, kurz- und langsäulige Kristalle.
Große Topaskristalle sind keine Seltenheit; so wiegt der größte, jemals gefunden Topaskristall 2,5 Tonnen.

Weißtopas zeichnet sich durch einen glasartigen Glanz bei durchsichtiger bis durchscheinender Transparenz aus. Ein weiteres Merkmal ist die vollkommene Spaltbarkeit, der Bruch ist muschelig-spröde.

Weißtopas ist mit einer Mohshärte von 8 ein sehr hartes Mineral. Lediglich Korund mit den Varietäten Leukosaphir, Saphir und Rubin sowie Diamanten sind noch härter.
In der Mineralogie werden die Mineralien der Härte nach in ein 10-stufiges System „einsortiert“, das von Carl Friedrich Christian Mohs (1773 bis 1839, Mineraloge aus Deutschland) seinerzeit eingeführt wurde. Mineralien mit einer Mohshärte von 1 sind sehr weich, bspw. Talk, und werden bis zur Mohshärte 10 aufsteigend immer härter.
Der Begriff Mohshärte ist eng mit der Bezeichnung Edelsteinhärte verknüpft. Nicht jedes Mineral ist gleichzeitig ein Edelstein; lediglich Mineralien mit einer Mohshärte höher als 7 erhalten das Prädikat Edelstein. Die Dichte von Weißtopas beträgt 3,53 bis 3,56 g/cm³.


Die Farbe von Weißtopas

Topase sind farbenfrohe Mineralien, die infolge von im Kristallgitter eingelagerten, farbgebenden Elementen wie Eisen und Chrom von gelber, grüner, blauer/Blautopas, brauner oder roter Farbe sein können.
Weißtopas ist dahingegen die reinste Form von Topas, die keinerlei „Verunreinigungen“ aufweist, was dem Edelstein in historischen Mineralogiebüchern auch den Namen "wasserheller Topas" einbrachte (Kluge, 1860), während Kirwan und Crell 1796 meinten, unter allen Topasfarben "der blässeste wird weisser Topas genannt".
Der Mineraloge Max Bauer (1844 bis 1917) schrieb 1896 über Weißtopas: "der reinste Topas ist vollkommen farblos (...), durchsichtig und klar, wasserhell" vergleichbar mit Wasser, weshalb Weißtopas im Mutterland der weißen Topase, Brasilien, auch unter dem Namen pingos d´agoa bekannt geworden war.

Auch wenn Weißtopas auf den ersten Blick farblos ist, wird bei geschliffenen Steinen deutlich, weshalb das Mineral Weißtopas heißt. Schliffe, die auf viele Facetten setzen, brechen und reflektieren das eintreffende Licht und erzeugen so den Eindruck von milchig-weißem Topas.

Farblose Mineralien gibt es unter den weltweit über 5.300 bekannten Mineralien viele, weshalb vor allem bei geschliffenem Weißtopas die Verwechslung mit weißem Saphir, Zirkon, Petalit sowie Bergkristall/Quarz nahe liegt. Aber auch der ursprünglich als Diamant-Imitation im Labor gezüchtete Kunstkristall Zirkonia, der mittlerweile als Imitation für jedwedes Mineral herhält, kann mit Weißtopas verwechselt werden.

Die Strichfarbe von Weißtopas ist weiß, d.h., wenn weißer Topas über ein unglasiertes Porzellantäfelchen gestrichen wird – die sog. Strichtafel, entsteht ein weißer pulverisierter Abrieb.

Entstehung und Verbreitung von Weißtopas

Weißer Topas ist ein Mineral magmatischen Ursprungs, das in der pneumatolytischen Phase vergleichsweise spät aus fluorhaltigen Lösungen auskristallisiert.

Die Vorkommen von weißem Topas sind entstehungsbedingt an entsprechende Gesteine wie Granit und Rhyolith gebunden; das Mineral wird aber auch in Gesteinsklüften und Gängen gefunden.

Sehr häufig sind Funde von weißen Topasen mit den Mineralien Beryll, Quarz, Turmalin, den Glimmermineralien Muskovit und Biotit, Zinnwaldit, Kassiterit sowie Phenakit vergesellschaftet.

Weißtopas ist ein weit verbreitetes Mineral, das unter anderem in Norwegen; Nordirland; Schottland; Cornwall/England; Erzgbirge/Deutschland; Ural/Russland; Ukraine; Algerien; Namibia; Simbabwe; Madagaskar; Nigeria; Sri Lanka; Afghanistan; Pakistan; Japan; Minas Gerais, Esparto Santo/Brasilien; Mexiko; USA und Australien abgebaut wird.


Diamant und weißer Topas

Aufgrund der Farbe wird weißer Topas im geschliffenen Zustand oftmals als Alternative zu Diamanten angeboten, wie auch schon Karl Seubert und Moritz Seubert 1866 feststellten, ist Weißtopas von "außerordentlicher Klarheit und Politurfähigkeit, deshalb auch fälschlich als Diamant ausgegeben".

Auf den ersten Blick sehen sich die beiden weißen Edelsteine vergleichsweise ähnlich, insbesondere wenn Weißtopas-Synonyme wie Sächsischer Diamant, Mogok-Diamant oder Finder´s Diamant verwendet werden.

Bei genauerer Betrachtung wird jedoch auffällig, dass sich vor allem der Glanz deutlich voneinander unterscheidet.

  • Der Glanz von Diamanten wird als diamanten beschrieben. Ein intensives Strahlen und Funkeln, das im Licht in den Farben des Regenbogens leuchtet, Weißtopas sich hingegen durch einen "Mangel an Feuer" auszeichnet (Seubert und Seubert, 1866). Bedingt durch die Einzigartigkeit des Glanzes, erhielten Diamanten eine eigene Glanzkategorie.
  • Der Glanz von weißem Topas ist glasartig, gleicht dem von Fensterglas und strahlt im direkten Vergleich wesentlich weniger.

Weitere prägnante Unterschiede ergeben sich hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung (Diamant: Kohlenstoff) und der Härte. Diamanten sind mit einer Mohshärte von 10 härter als weißer Topas.

Zudem ist der Wert von Diamanten gegenüber dem Preis von Weißtopas bei gleichem Karat-Gewicht um ein Vielfaches höher.


Weißtopas, Blautopas und Mystik-Topas

Weißer Topas, gelber und hellbrauner Topas werden im Schmuckbranche oftmals als Grundlage für die Herstellung andersfarbiger Topase verwendet.

Der sehr seltene natürlich vorkommende Blautopas kann mittels Brennen aus weißen Topasen gewonnen werden. Dazu wird das Mineral vorsichtig erhitzt mit der Folge, dass die Farbe des Rohsteins in Blau umschlägt. Eine Farbänderung kann zudem erreicht werden, indem Weißtopas der Bestrahlung im Elektronen ausgesetzt wird; die Steine erstrahlen dann in violett und blau.

Das Verfahren zur Herstellung von Mystik-Topas unterscheidet sich vom Brennen und Bestrahlen. Anders als bei Blautopas existiert unter allen Topasfarben keine vergleichbare Farbgebung, die kopiert werden könnte. Mystik-Topas ist ein farbveränderter Topas, der metallisch in Regenbogenfarben schimmert und das Resultat einer physikalischen Gaspahsenabscheidung (PVD = Physical Vapour Deposition) ist. Dazu wird der geschliffene Stein oberflächlich mit einer feinen Schicht aus Titan bedampft, die metallisch schillert. Auf die gleiche Weise werden Regenbogenbergkristalle und Aqua Aura gewonnen.


Verwendung und Bedeutung von Weißtopas

Weißtopas ist vor allem als Stein für die Schmuckbranche von Bedeutung und wird vornehmlich in Facettenschliffen angeboten, die die Reinheit von weißem Topas betonen.

Neben dem klassischen Rundschliff wird Weißtopas auch im Ovalschliff, Tropfenschliff, Smaragdschliff, Baguetteschliff, Oktagonschliff, Navette/Marquiseschliff, Antikschliff oder Herzschliff gehalten.

Eine weitere Rolle kommt Weißtopas in der Steinheilkunde zu. Bereits Hildegard von Bingen arbeitete mit Topasen als Heilsteinen, wobei die Heilwirkung von Weißtopas und anderen Mineralien in medizinischen Untersuchungen nicht bewiesen werden konnte.


Auch interessant:


Quellen:
⇒ Kirwan, R. und Crell, L. F. F. (1796): Sächsischer Topas. IN: Anfangsgründe der Mineralogie. Erden und Steine.
⇒ Le Clerc de Buffon, G. L., Schaltenbrand, H. J. (1839): Vom Topas, Saphir und Girasol oder Sonnenstein. IN: Sämmtliche Werke, sammt den Ergänzungen, nach der Klassifikation von G. Cuvier
⇒ Costa, H. (1856): Kurzgefasste Waarenkunde nach dem Sisteme des österreichischen und Zollvereins-Zolltarif ; zum Gebrauche bei öffentlichen Vorträgen und beim Selbstunterrichte in der Waarenkunde
⇒ Kluge, K. E. (1860): Edler Topas. IN: Handbuch der Edelsteinkunde für Mineralogen, Steinschneider und Juweliere
⇒ Bauer, M. (1896): Topas. IN: Edelsteinkunde. Eine allgemein verständliche Darstellung der Eigenschaften, des Vorkommens und der Verwendung der Edelsteine, nebst einer Anleitung zur Bestimmung derselben für Mineralogen, Steinschleifer, Juweliere, etc
⇒ Pellant, C. (1994): Steine und Minerale. Ravensburger Naturführer. Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH
⇒ Bauer, J.; Tvrz, F. (1993): Der Kosmos-Mineralienführer. Mineralien Gesteine Edelsteine. Ein Bestimmungsbuch mit 576 Farbfotos. Gondrom Verlag GmbH Bindlach
⇒ Korbel, P.; Novak, M. und W. Horwath (2002): Mineralien Enzyklopädie, Dörfler Verlag
⇒ Medenbach, O.; Sussieck-Fornefeld, C.; Steinbach, G. (1996): Steinbachs Naturführer Mineralien. 223 Artbeschreibungen, 362 Farbfotos, 250 Zeichnungen und 30 Seiten Bestimmungstabellen. Mosaik Verlag München
⇒ Schumann, W. (1992): Edelsteine und Schmucksteine: alle Edel- und Schmucksteine der Welt; 1500 Einzelstücke. BLV Bestimmungsbuch, BLV Verlagsgesellschaft mbH München
⇒ Schumann, W. (1991): Mineralien Gesteine – Merkmale, Vorkommen und Verwendung. BLV Naturführer. BLV Verlagsgesellschaft mbH München
www.mindat.org - topaz



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